Bergmann & Engel
Noch heute gibt es in vielen erzgebirgischen Familien den Brauch, den Mädchen zu ihrer ersten Weihnacht einen Engel und den Jungen einen Bergmann zu schenken. Dieser begleitet sie dann meist ein Leben lang und wird auch vielfach mit in die Ehe gebracht. Zur Weihnachtszeit werden Engel und Bergmann ins Fenster gestellt. Jeder Vorbeikommende kann von außen ablesen, wie viel Jungen und Mädchen in dieser Familie wohnen.
Doch die Geschichte der lichtertragenden Figuren geht bis ins 16. Jahrhundert zurück.
Damals wurden im Erzgebirge große Vorräte an Metallerzen entdeckt – vor allem Silbererz, die unter Tage abgebaut wurden. Die Arbeit in den Minen war hart und gefährlich und forderte den ganzen Mann. So arbeiteten meist die jüngeren Söhne der Erzgebirgler in den Minen. Mit ihrem Verdienst sicherten sie das Überleben ihrer Familien.
Am frühen Morgen, noch vor Tagesanbruch, begannen die Bergleute ihren Dienst und kehrten erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder zurück. Um den Männern den Weg nach Hause zu weisen, begannen die Daheimgebliebenen Kerzen in die Fenster zu stellen.
Mitte des 19. Jahrhunderts erschufen Handwerker die ersten Bergmannsfiguren aus Holz als Abbild ihrer im Bergwerk arbeitenden Söhne. Die ohne viel Details hergestellten Stücke erhielten Arme aus Brotteigmasse, die nun die Kerzen trugen.
Im tiefen christlichen Glauben an die beschützende Macht Gottes verwurzelt, stellten die Bewohner des Erzgebirges dem Bergmann einen Engel zur Seite, der ebenfalls mit Kerzen in den Armen bestückt war.
So entstanden die Motive Engel und Bergmann, die nicht nur in den Familien selber, sondern schnell auch in den Kirchen im Erzgebirge einen festen Platz fanden und sinnbildlich um den Schutz Gottes baten.
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